Infos unterm Regenschirm
Viel Regen und damit keine Waldbrandgefahr war Meinung der Teilnehmer beim "Tag des offenen Dorfes" am Sonntag, 08.09.2024 in Oberjosbach. In diesem Jahr drehte es sich nämlich um das Thema Feuer. Aktiver und passiver Brandschutz in der Geschichte bis heute und in Oberjosbach auch große Brände im Ort standen auf der Infoliste.
Brandschutz war schon früh Thema
Aus der Geschichte war zu ersehen, dass mit der Entwicklung der Siedlungen auch die Frage nach dem Feuerschutz akut wurde. So wird aus der Historie berichtet, dass Rom 21 Jahre vor Christus eine besondere "Berufsfeuerwehr" unterhielt - es waren 400 Sklaven.
Die jeweilige Obrigkeit hat im Laufe der Geschichte viele Anordnungen zum Brandschutz erlassen. In Oberjosbach führte dies dazu, dass ein Gemeindebackhaus gebaut werden musste, weil private Backöfen verboten wurden. Im Jahr 1700 erstand das erste Gemeindebackhaus zusammen mit dem ersten Rathaus. Beides stand unterhalb der Kirche. Etwa dort, wo heute auch das Backes und Rathaus 1921-1924 gebaut wurden. Die Backhäuser wurden früher in der Nähe der Kirche gebaut, da dort eine Uhr vorhanden war, die die Backzeiteneinteilung erleichterte. Der passive Brandschutz lässt sich heute noch an den verbliebenen Brandmauern bei engstehenden Gebäuden erkennen. Auch die Durchgänge zwischen Gebäuden dienten der Brandbekämpfung.
Große Brände in Oberjosbach
Der Blick auf große Brände im Ort fällt zunächst auf den Brand der Hofreite Usinger mit Gasthaus in der Ortsmitte. Kurz vor Weihnachten 1928 brannte diese ab. Die Gemeinde kaufte das Areal und so entstand ein großer Platz in der Dorfmittte.
Bei einem weiteren Brand in der unteren Jahnstraße, früher Obergasse, fiel eine Scheune den Flammen zum Opfer.
Dem größten Brand, ausgelöst durch Brandbomben auf eine Scheune unterhalb der Kirche in der Nacht vom 25. auf 26. August 1944, fielen 2 Scheunen und die Kirche zum Opfer. Der Feuerwehr stand nur eine 4-Mann-Handspritze zur Verfügung. Diese Handspritze diente zur Sicherung eines Hauses und die Motorspritze der Sicherung der Schule hinter der Kirche. Die Gebäude im Flugbereich der Feuerfetzen wurden von vielen Oberjosbachern mit Wassereimern geschützt, die in einer Menschenkette vom Eisweiher immer versorgt wurden. Zu berichten war auch, dass die jungen Frauen den Brandschutt an der Kirche mit mehr als 50 Pferdewagenladungen entsorgt haben. Der Schutt könnte heute tief unter der Grünschnittsammelstelle in der ehemaligen '"Dingeshohl" gefunden werden.
Erwähnt werden muss noch ein großer Waldbrand im Gebiet Nickel 1984. Die Erfahrungen dort waren wesentlich dafür, dass 1990 das neue LF16 speziell auch zur Waldbrandbekämpfung ausgestattet wurde.
Das Foto zeigt die 1944 abgebrannte Kirche aus dem Jahr 1682 (Foto aus dem Jahr 1938).
Entwicklung der Feuerlöschtechnik
Zur Geschichte der Unterbringung von Feuerlöschtechnik ist zu berichten, dass Oberjosbach im Jahr 1709 genau 2 große Feuerleitern, 2 Feuerhaken und 43 lederne Löscheimer besaß, untergebracht im Kirchturm - Material und Alarmglocke zusammen. Dienst hatten die Männer des Ortes. Wer neu nach Oberjosbach ziehen wollte, musste einen Löscheimer mitbringen. Nach 1900 kam die 4-Mann-Handpumpe hinzu. Für dieses Gerät wurde ein Schuppen in der Königsteiner Straße, damals Kirchgasse, hinter dem alten Pfarrhaus, errichtet.
1921-1924 kam mit dem neuen Rathaus eine erweiterte Möglichkeit, der heutige Wiegeraum, hinzu. Auch ausgestattet mit einer großen Zisterne. Erwähnt werden muss auch, dass zwischenzeitlich das Wasserleitungsnetz ausgebaut war und Hydranten zur Verfügung standen.
Als nächstes wurde das "Spritzenhaus" in der unteren Jahnstraße, früher Obergasse, 1936 auf dem ehemaligen Löschteich errichtet. Heute im Besitz der Bürgerstiftung und Domizil der Kerbegesellschaft.
Die Entwicklung ging weiter. 1933 wurde der Feuerwehrverein gegründet und 1938 kam die erste Motorspritze auf einer Lafette hinzu. Sie ist ein heute noch vorhandenes wichtiges Erinnerungsstück, das alle zwei Jahre am Tag der Feuerweher zu besichtigen ist.
Die nächste Station war dann das neue Gerätehaus am Gemeinschaftszentrum 1973. Dessen Erweiterung erfolgte 1994/95. Die Fahrzeuge brauchten ihren angemessenen Platz. Das heutige Löschfahrzeug LF 10 kam 2021 (im Bild hinter der alten Motorspritze zu sehen). Zwei frühere Fahrzeuge kamen nach dem LF 16 1990 nach Ilfeld. Das LF 10 und die darin enthaltene Technik und die Entwicklung der Fahrzeuge erläuterte Katja Felzer, stellvertretende Wehrführerin, ausführlich. Die Erläuterungen fanden großes Interesse. Unterstützt wurde sie von Thibault Wirthle, dem neuen Vorsitzenden des Feuerwehrvereins.
Die Feuerwehr freut sich über Unterstützung
Oberjosbach ist sehr froh, eine solch gut aufgestellte Feuerwehr zu haben, zu der auch seit 2023 eine Ersthelfergruppe gehört. Für interessierte Kinder und Jugendliche gibt es eine eigene Kinder- und Jugendabteilung. Wenn Sie die Oberjosbacher Feuerwehr aktiv oder finanziell unterstützen möchten, finden Sie alle Infos auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr Oberjosbach.
Zum Abschluss der Führung wurde Katja und Thibault stellvertretend für alle im Ehrenamt Tätigen gedankt. Auch Manfred Racky herzlichen Dank für die wieder mal sehr interessanten Ausführungen zur Dorfgeschichte!