Direkt zum Inhalt

Dorfgeschichte

825 Jahre Oberjosbach – Gospach villa superior 1196

Zusammengestellt von der Dorfschreiberin Patricia Goldstein-Egger

Oberjosbach hatte 2021 einen großen Geburtstag, nämlich 825 Jahre urkundliche Erst-Erwähnung des Ortes. An dieser Stelle soll in einem kurzen Rückblick die Geschichte dieses kleinen Taunusortes mit heiteren und ernsten Anekdoten wiedergegeben werden.  

Das erste schriftliche Zeugnis über die Existenz des Ortes Oberjosbach ist aus dem Jahre 1196. Doch Ersterwähnung und Erstbesiedelung stimmen in den seltensten Fällen überein. Da im Jahre 1196 bereits eine Kapelle in Oberjosbach stand – diese wird in der besagten Urkunde erwähnt -, musste die Besiedelung des Ortes viel älter sein. Relikte aus dieser vorherigen Zeit sind nicht vorhanden, es bleiben aber zwei Dinge interessant: Der Ortsname selbst und das Patrozinium der Kirche (Schutzherrschaft eines Heiligen über eine Kirche bzw. eines Gutsherrn über ein Gebiet).

Die ursprüngliche Siedlung hatte ihren Namen – wie es oft üblich war – nach dem Bach, an dem sie lag, erhalten. Gospach, Gozbach, Goyzbach oder Giessbach lautete die damalige Bezeichnung. Der Bach (heute Josbach) entspringt oberhalb des Ortskerns und mündet unterhalb von Niederjosbach in den Daisbach. Der Name endet auf -bach, d.h. er könnte der althochdeutschen Sprachperiode zuzuordnen sein, also 10./11.Jahrhundert. Die Endung „aha“ war vermutlich keltischen Ursprung und bezeichnete „fließendes Wasser“ und wurde bei der Namensgebung ins mitthochdeutsche „-bach“ umgewandelt. Noch heute heißt der Ort im Volksmund „Gusbach“. Das „G“ verschwand in der neuhochdeutschen Schriftsprache und wurde zum „J“ umgewandelt. So wurde aus dem mittelalterlichen „Gospach“ über Gusbach das heutige Josbach. Und da es in der Urkunde „Gospach villa superior“ heißt, wurde daraus  Oberjosbach!

 

 

Pfarrsprengel Schlossborn

Image
Pfarrsprengel Schloßborn

Kirchengrundstück

Image
Kirchengrundstück

Pfarrsprengel von Schloßborn

Vor dem Jahr 1196 gehörte Oberjosbach zum Schloßborner Pfarrsprengel und wurde seelsorgerlich von dort versorgt. Zum Gottesdienst mussten die Gusbächer bis nach Schloßborn hinauflaufen, über den sog. Pfaffenpfad, den man heute noch bewandern kann, und das bei Wind und Wetter. Der Pfarrer musste über diesen Pfaffenpfad zur Sakramentenspendung in den Ort kommen. Sowohl der diensthabende Pfarrer als auch die damaligen Dorfbewohner murrten über die Beschwerlichkeiten dieses ständigen Hin und Her. Gleichzeitig setzte ein ordentlicher Bevölkerungszuwachs im Schloßborner Pfarrsprengel ein, der dazu führte, dass die Gusbächer sich eine eigene kleine Kapelle und eine eigene Begräbnisanlage bauen konnten. Es brauchte nicht lange und die Bestrebungen der Gusbächer nach mehr Selbstständigkeit führten zum Streit mit den Schloßbornern. Dieser Streit nahm solche Ausmaße an, dass sich der Mainzer Erzbischof Konrad I. einschaltete und ein Machtwort sprach: Im Jahre 1196 bestimmte der Erzbischof in einer Urkunde, dass die beiden Kirchen zu Schloßborn und zu Oberjosbach getrennt werden sollten und der Geistliche zwar für beide Kirchspiele zuständig sein, aber in Oberjosbach fest wohnen sollte. Welche Schmach für die Schloßborner! Aber es kam nicht ganz so, wie festgeschrieben. Gusbach war – wie später von einem Pfarrer sehr treffend beschrieben – eine „arme Geißenpfarrei“ und ein Pfarrer hatte dort kein wirkliches Auskommen. Also blieb letztendlich Oberjosbach eine Filialkirche von Schloßborn, aber eben mit eigenem Kirchenbau.

 

 

Die Kirchen von Gusbach

Oberjosbach kann bis heute auf vier Gotteshäuser zurückblicken, deren jetziges in 2021 sein 75jähriges Bestehen feiern konnte. Von den vier Kirchenbauten sind nur zwei aufgrund von Abbildungen bekannt, das heutige und das davor erbaute aus dem Jahre 1682. Der erste Sakralbau, die schon erwähnte Kapelle, wurde im Zusammenhang bei den Streitigkeiten zwischen den Herren zu Eppstein und denen zu Nassau-Idstein, vollständig zerstört. Die Oberjosbacher erlangten zugunsten einer neuen Kirche einen Ablassbrief, dessen Abschrift im Pfarrarchiv zu Geisenheim aufbewahrt wird. Das zweite Gotteshaus wurde im Jahre 1321 zu Ehren des Erzengels Michael geweiht und stand hoch oben auf dem Bergsporn über dem Dorf, wo auch die weiteren Kirchen erbaut werden sollten. Es wird vermutet, dass diese Kapelle während des dreißigjährigen Krieges beschädigt und verfallen war. Nachgewiesen ist auch der dritte Kirchenbau von 1682, der auf Veranlassung des Mainzer Erzbischofs Franz von Ingelheim im Renaissancestil erbaut wurde.

Doch trotz dieses schönen Kirchenbaus gab es erst 1728 einen eigenen Pfarrer, der aber mit sieben sog. Filialgemeinden (Bremthal, Vockenhausen, Niederjosbach, Niedernhausen, Königshofen, Engenhahn und Lenzhahn mit seinen 4 Mühlen) so gut beschäftigt war, dass ihm sehr bald ein Kaplan zur Unterstützung zugeordnet wurde. So ähnlich muss der gegenwärtige Pfarrer der heutigen Pfarrei auch arbeiten.

In der Nacht vom 24. auf den 25. August 1944 erlebte das kleine Dorf Oberjosbach einen verhängnisvollen Feuersturm, zurückgehend auf eine Brandbombe, der am Ende das gesamte Kirchengebäude zum Opfer fiel. Das Kirchengebäude wurde geopfert, um die umliegenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude zu retten. Doch mit der Tatkraft der Gusbächer und einem äußerst geschickten Organisationstalent des  damaligen Pfarrers Anton Thies  wurde bereits im Mai 1945 mit dem Wiederaufbau des Kirchengebäudes begonnen. Und am 30. August 1946 wurde bereits Richtfest gefeiert! Es brauchte dann noch weitere 3 Jahre, bis die Kirche am 09. Oktober 1949 vom damaligen Limburger Bischof Kempf zu Ehren von St. Michael geweiht wurde. Auf diesen Weihetag gehen die heutigen „Feiertage“ der Gusbächer Kerb zurück, die in 2021 ebenfalls auf ein Jubiläum zurückblickte: 500 Jahre Kerb in Gusbach. Das ist historisch nachgewiesen, wird aber an anderer Stelle erzählt!

 

Kirchenbau von 1682

Image
Alte Kirche mit Altarraum und Ehrenmal

Aufnahme von ca. 1938

Neue Kirche St. Michael

Image
Neue Kirche St. Michael

Aufnahme von 1953

Image
Kirche Richtfest 1946

Richtfest der Kirche 1946